CoVID Virus besiegt, das Sterben geht weiter


Das Dümmste das wir tun können, das tun wir nun. Die alte Normalität soll wieder hergestellt werden. Medien jubeln über die Gastronomie-Öffnungen und das Öffnen der Betriebe. Die Fließbänder laufen wieder. Hände rackern wieder. Das Tempo muss erhöht werden. Wir müssen aufholen. Was denn, frag ich mich, was denn in aller Welt müssen wir aufholen?

Dumm ist, wer dummes tut (Forrest Gump)

Sind wir wirklich so dumm, und das als Krone der Schöpfung, dass wir keine brauchbar vernünftige Lehre daraus ziehen? Was wir tun ist eine Beleidigung der Schöpfung. Denn dumm ist, wer dummes tut. Sagte Forrest Gump (Darsteller: Tom Hanks, Drehbuchautor: Eric Roth) auf der Bank an der Bushaltestelle, im gleichnamigen Film „Forrest Gump“.

Das Sterben an CoVid-19 geht weiter

Wir waren schlau. Wir gehören zu den ersten, die wieder ein normales Leben führen werden. Das Sterben an CoVID-19 geht weiter. Woanders. Nicht bei uns. Dumm gelaufen für andere. Gut, dass wir schlau sind. Die wenigen Wochen die wir stillhalten mussten, münden nun in einen frühsommerlichen und wohlverdienten Sturm auf die Gastronomie. Ist das schlau? Ist das alles was wir aus den Ereignissen lernen? Dass wir solidarisch die Gastronomie und die Baumärkte stürmen. Ist es schlau, dass wir Zusammenhalt auf unser kleines Grüppchen beschränken? Und zugleich globale Player in der Digitalisierung sein wollen? Mag sein dass Freude über die Normalität bei jenen aufkommt, die kaum weiter denken als über den Moment des Jahres hinaus. Ist CoVid-19 ein global veränderndes Ereignis, das vergleichbar mit 9.11.NY alles erschüttert und das Beben noch lange zu spüren sein wird?

Solidarität der Gesellschaft

… erlebt eine neue Blüte, sagen Medien, Politik und die Wirtschaft. Wir sollen solidarisch mit unserer Wirtschaft sein. Wir sollen Dankbar für die Reaktionsschnelligkeit der App-Entwickler sein, die uns mit Smart-Applikationen in der Zeit der Krise versorgten. Gut, dass wir Digitalisierung als Priorität sahen. Denn nur dadurch konnten wir solidarisch mit allen vernetzt mit Webcams kommunizieren. Online Konzerte genießen und die Schulbildung planmäßig im Lehrplan weiterführen.

Krise nannten wir es. Leichtfertig unbedacht. Meinetwegen soll es eine Krise gewesen sein. Doch sind wir daraus wieder genesen? Was hat die Krise in uns gestärkt? Worin sind wir nun bestärkt? In der Solidarität mit anderen? Oder doch nur mit Seinesgleichen das Ausschließende gestärkt?

Wer hat in der Krise an andere gedacht? An Flüchtlinge, an Obdachlose, an Ausgestoßene in den Heimen? Vergiss es! Das ist Schnee von gestern. Die Risikogruppen haben wir geschützt. Die Alten, die Schwachen, die Kranken, die Vorbelasteten und die Kinder und die Erwachsenen. Was soll ein Volk denn noch alles auf sich nehmen?! Wie oft haben wir zurückgesteckt und wie oft ist uns die Freiheit genommen worden?! Nun haben wir es der Welt gezeigt, dass wir nicht die Dummen sind.

Wir haben die Gefahr erkannt und wir haben richtig reagiert. Wir waren solidarisch. Wir haben unseren hohen Grad an Digitalisierung optimiert genutzt. Wir sind Eins geworden mit unseren Nächsten. Wir sind nicht die Dummen. Wir haben gelernt, dass Grenzen schließen und Zusammenhalten uns allen nützt. Wir sind das Land der Burgen. Wir wissen wie man einsperrt, wie man sich verbarrikadiert und wie mit ungewünschten Elementen verfahren werden muss. Das hat uns befreit. Das hat uns geeint.

Kein Gastgarten in Dritte-Welt-Länder

Nun sitzen wir hier. Sitzen im Gastgarten und feiern unseren solidarischen Erfolg und den Sieg über CoVid-19, derweilen noch die Türme brennen. Es brennen die Türme lichterloh. Noch sterben Tausende hilflos im freien Fall der Pandemie. In den Ballungsräumen der Dritten Welt klopft die Pandemie an den Türen der Slums und Favelas an. Und wir, wir stoßen auf unsere ersehnte Normalität an.

Wir archivieren und retrospektivieren Gesangsdarbietungen aus Social Media. Wir freuen uns nun bei rasch gedeckten Biertischen, in Gastgärten und Restaurants auf den Sommerurlaub, obwohl Donnergebrüll und Sturm der Pandemie noch nicht verklungen sind. Vor Weihnachten wird sie wohl erscheinen: die DVD und das Download-Album mit den besten “Stay home Songs” heimischer KünstlerInnen und Infuencer. Der Erlös kommt einem guten Zweck zugute. Das Album “Stay home for Christmas” wird uns solidarisch an die große Leistung erinnern die wir gemeinsam gemeistert haben.

Ja, wir haben etwas gemeistert, gemeinsam, aber gelernt haben wir nichts daraus. Das überlassen wir wie immer dem Denk-Volk, den Schriftstellern und Autorinnen, der Philosophie und den Schreiberlingen der Bezahlmedien.

Corona Virus (CoVID) gibt’s im Urlaub im Süden nicht

Das Sterben aber, das geht weiter. Zu dumm, dass die arm sind. Dass sich die im Süden nicht mal Seife leisten können. Irgendwie schade um all die siechend Sterbenden und Gestorbenen, aus deren Tod wir nichts lernen werden. Zu weit weg. Hinter unseren Grenzen ist alles, was sich hinter unseren Grenzen befindet, einfach zu weit weg. Durch deren Tod wird unser Weltbild weniger berührt, unsere Empathie weniger beeindruckt als die Freude über die Öffnung des Biergartens in der Gasse nebenan. Gut dass der Gastgarten in der nächsten Gasse ist, und nicht in unserer. Der Lärm wäre doch zu viel auf Dauer gesehen. Auf Dauer. Alles in allem ist es schon gut, dass wir uns wiedersehen, nach diesen langen Wochen der Strapazen und Entbehrungen.
Die Türme brennen. Sie brennen im Süden. In dem Süden der uns Privilegierte nichts schert. Außer unser Urlaub und unsere Südfrüchte würden durch Ereignisse des Südens Schaden nehmen. Wir haben dort, im Süden, dort haben wir unsere Ferienfestungen errichtet. Freizeitanlagen mit nordwestlichen Standards und desinfizierender Seife in jedem Badezimmer mit warmen und kaltem Fließwasser. Im Urlaub, da gibt es keinen Kontakt mit Armseligen, mit so dunklen Ausländern. Nein!! Es ist Urlaub. Unser wohlverdienter Urlaub. Das ist alles worauf wir uns freuen. Auf die Erholung.

Erholung, Luxus, Grundrecht

Ja, es ist eine solidarisch einhellige Freude und ein Grundrecht der arbeitsamen Menschen. Der Urlaub. Die Erholung in Luxus und Völlerei, in Müßiggang und gedankenloser Dummheit, die nicht mal die Armut vor Augen sieht. Warum auch? Mit denen dort im Urlaubsland haben wir nichts zu schaffen. Außerdem sollen „die“ froh sein, dass wir ihnen Arbeit bringen.

Kochen, putzen, bedienen, Taxifahren und Liegestühle aufstellen. Die sollen froh sein, dass wir sie allesamt nicht auf Schadenersatz klagen, weil sie, die Fremden von dort, Krankheit zu uns bringen. Und wir verlieren Geld und Wirtschaftskraft, büßen unser Börsenrating ein und müssen zuhause bleiben. Nein! Das wird nimmer diskutiert. Das ist abgehakt und Geschichte. Gott sei Dank haben wir es geschafft. Wir sind die besseren Menschen. Das ist nun ein für allemal klar. Wir haben früh erkannt, was andere nicht sahen. Wir können uns nun alles leisten und errichten unsere Welt neu. Koste es was es wolle, wir werden daran verdienen.

Noch a Bier und zwa G‘spritze… bitte. Ja, das Fremdpersonal will auch schon gebeten werden. Aber in Zeiten wie diesen… damit müssen wir leben. Wird Zeit, dass die Bestell-App kommt. Dann musst zwar immer noch Dank’schön sagen. Aber das fällt leicht, weil davon hast du ja was: A guats Bier vor Dir. Prost! Auf die “Neue Normalität”.

(#Mimo Mongy zur Euphorie der Gastgartenöffnung 15.05.2020)

Lesenswert: Über Leder und Wertschätzung


Zusammenfassung des Artikels
Sieg über CoVid-19, das Sterben geht weiter
Artikelbezeichnung
Sieg über CoVid-19, das Sterben geht weiter
Beschreibung
Wir haben den Corona Virus (Sars Covid 19) besiegt! Dass sich die im Süden nicht mal Seife leisten können, wird nicht bedacht. Irgendwie schade um all die siechend Sterbenden und Gestorbenen, aus deren Tod wir nichts lernen werden. Zu weit weg. Hinter unseren Grenzen ist alles, was sich hinter unseren Grenzen befindet, einfach zu weit weg. Durch deren Tod wird unser Weltbild weniger berührt, unsere Empathie weniger beeindruckt als die Freude über die Öffnung des Biergartens in der Gasse nebenan.
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