Männer über Titten


Ob es eine Zeit gab, da manches nicht so politisch korrekt wie heute war, als man sich als Frau nicht derart sexualisiert und pornofiziert fühlte? Vermutlich gab es diese Zeit im MidCentury, da aber auch nur in gehobenerer Gesellschaft, als die Tochter noch an der Haustüre zur treuen Obsorge des Verehrers übergeben und unversehrt zurück erhalten wurde.

Was damals noch eine Selbstverständlichkeit war, ist heute undenkbar. Heute müssen wir uns über männliche Verhaltensweisen Gedanken machen, die viel über ihre elterliche Stube aussagen. Salopp und einfältig wird jeder Gedanke so ausgesprochen wie er gedacht wurde, unabhängig davon wie verletzend, erniedrigend oder degradierend diese zu Wort gefundenen Gedanken sein mögen.

Derartige Männer sind eine Last für eine funktionierende Gesellschaft und viele solcher Männer, die in Frauen nichts weiteres als pornofizierte Objekte sehen, kommen noch hinzu. Sehr vorteilhaft also, wenn das Objekt nicht nur geile Titten hat sondern auch noch putzen, kochen und kuschen kann.

Wenn Frauen also ernsthaft und vorsätzlich verletzt werden, sicher auch deshalb, weil Medien derartige Ansichten ebenso unterstützen, muss man bestimmten Verhaltensweisen entschieden entgegen treten. Derartige Verunglimpfung beginnt oft bei verbalen Angriffen, die als harmlos dargestellt werden und enden oft bei Mobbing oder Gewalttaten. Nur weil die Mehrheit der Männer die Pornofizierung der Frau akzeptiert bedeutet das nicht, dass derartige Darstellung und Behandlung als Objekt auch für die Frau das Allergrößte ist.

Trotz weiblichen Widerstandes bleibt die männliche Fraktion bei ihrem Standpunkt, legitimiert sich selber für sein Tun und pornofiziert, erniedrigt und demütigt heiter weiter Frauen – weil sie es können und diese Angriffe erbringen sie gegen die Frau und natürlich gegen ihren Willen.

Wenn also Männer über Titten sprechen …

Sagenhaft, wie armselig Männer in ihren rohen Äußerungen sein können, wenn sie auf Titten stieren oder von diesen in ihrer Konzentration gefangen werden. In ihrer welpenhaften Euphorie stülpen sie gerade dann ihr ganzes geistiges Inneres heraus, wenn der Kaffee gut schmeckt und der Gesprächsstoff unbelastend ist. „Ich mag Titten. Besonders schön finde ich Titten, wenn sie eine oder vier Hände füllen. Geil, wenn die Brust so stramm steht, dass man darauf einen Cocktail abstellen könnte oder wenn sich der Busen weich und dennoch rund anfühlt. Ich spiele gerne mit Brüste und mache viel damit aber das kann ich jetzt nicht alles erzählen, das verbietet mir meine gute Erziehung. Wie gesagt, ich mach Titten sehr. Wenn sie zu groß sind, dass man sie über die Schulter werfen kann, dann finde ich diese Lappen ekelerregend. Außerdem würde ich mir nie so eine Frau zulgen, deren Titten einfach Scheiße aussehen.“ So, so, so, die gute Erziehung??? Kein Wunder also wenn vielen Frauen in derartigen Momenten der Kaffee im Hals stecken bleibt.

Woher nimmt sich ein Mann das Recht, sich derart über den weiblichen Busen äußern zu dürfen?

Seien wir ehrlich. Männer, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit frei und ungezügelt über den weiblichen Busen plappern, die haben einen ordentlichen Sprung in der Schüssel, wenn sie nicht gerade Pornofilm-Regisseure sind und davon gibt es bei Gott nicht viele. Der Sprung in der Schüssel lässt sich leicht erklären. Aus der Sicht des Mannes erscheint ein offenes Gespräch – ihm gegenüber womöglich eine Frau seines Begehrens – über Titten ganz normal. Immerhin ist der Mann (und das kommt oft erschwerend hinzu)  Europäer. Dem Mainstream-Europäer eilt sein Ruf voraus über den die ganze Welt lacht weil er oft und gerne mit dem Spruch hausieren geht: „Wenn ich eine schöne Frau an meiner Seite habe, dann erfüllt es mich mit Stolz, wenn Sie (von Wixern) Komplimente bekommt.“ Männer mit einem hochwertigen Bildungsniveau werden jetzt gewiss über ihre Artgenossen schmunzeln, denn auch sie kennen derartige Komiker.

Drehen wir doch einfach den Spieß um und tun so als wären tausende Jahre lang Männer durch Frauen unterdrückt worden und diese Unterdrückung artet im modernen Zeitalter nun in Form derartig erniedrigender Sexualisierung aus. Stellen wir uns also vor, der Mann war immer schon die Ware, die gefälligst zum Spuren hat, sonst gibt’s eines aufs Maul. Jetzt geben wir diesem Mann kleinweise ein Wahlrecht, dann ein Mitbestimmungsrecht und lassen ihn nicht weiter von Schimpansen vergewaltigen. Und nun äußern wir uns wie folgt:
„Also Hoden sind per se scheußlich. Noch scheußlicher wenn auf diesen Hoden auch noch vereinzelt Haare dran sind. Trinkend im Busch ist uns Frauen lieber als ein stinkender Busch. Hängehoden die unkontrolliert herumbaumeln und -klatschen sind Lusttöter. Dann noch diese überschüssige Haut auf dem Penis. Mit großen Penissen lassen sich nur Pornostars nicht in die Flucht schlagen. Ein Mikropenis kommt mir nicht ins Haus. Mittelgroße Penisse sind ein absolutes No-Go. Senkrecht stehende Penisse sind ein Kapitel für sich – stehen sie oder hängen sie? Schiefe Penisse sind witzig, das Gehumple rührt zu Tränen. Und Monsterpenisse aus denen man sich einen Gürtel schnallen könnte sind eine Lachnummer. Also uns Frauen gefällt so ein 360° gekringelter Penis am besten zudem dieser gewiss praktisch ist als Kleiderbügelhaken. Natürlich ist so ein 360° Penis hinderlich für die Vermehrung, doch das macht im Zeitalter der Becherkinder nichts.“

Und nun, nach dieser Metapher, streiten Frauen nun jedwede Beschuldigung hinsichtlich Erniedrigung, Sexismus, unschicklichem Verhalten, … einfach ab. Das machen Männer doch auch mit der Aussage: „Das ist doch normal, dass wir Männer über Titten reden.“ Also darf es auch normal sein, als Frau, ständig und bei jeder sich bietenden Gelegenheit über den Schwanz wie auch über das ganze Zeug rundherum, über die Wampe, die unschönen Schultern, die Glatze, das Gebiss, die unschönen Fingernägel, die unpassende Köpergröße oder über den hängenden Hintern einher ziehen zu dürfen/können.

Wer hat den Mann dazu ermächtigt, sich selber zum Experten des Busens zu krönen?
Beschämend ist der Zustand, dass derartige Männer wirklich sehr erbärmlich sind. Weshalb sonst würden sich Männer zum Busenexperten (vom Po erst nicht zu reden)  erklären?

Wie normal kann ein Mann im Kopf sein, der behauptet, er dürfe sich derart über die Hälfte der Menschheit äußern um sie nach seiner Fasson zu kategorisieren – besser gesagt, die Hälfte der Menschheit einfach „plump“ zu sexualisieren?

Männern kann man weder mit gesprochenen noch mit geschriebenen Worten nachhaltig erklären, dass ihre sexistische Denkweise nicht salonfähig ist geschweige denn, ihnen Tür und Tor bei begehrten Frauen öffnet.

Leiden Männer an übertriebener Selbstüberschätzung?

Antwort: Definitiv – Ja! Männer besitzen eine ausgeprägte Vermessenheitsverzerrung.
Siehe hierzu Dunning und Kruger Effekt oder den Artikel „Männer neigen zur Selbstüberschätzung“ über die erschienene Studie unter Merkur vom Williams College im US-Staat Massachusetts.

Gibt es denn Männer, die als Busenexperten kompetent wären?

Ja natürlich. Aber derartige Männer sind gewiss nicht jene, die alleine ihr Dasein fristen, unzählige gescheiterte Beziehungen hinter sich haben, Ewigkeiten in der Einehe leben oder Filous, die nichts gebacken bekommen. Und noch weniger sind es Schwatzköpfe, die den biologischen Sinn einer Brust nicht kennen.

Was da übrig bleibt ist dann wohl die pure Kompetenz. Nämlich jener Mann, der in harmonischem Einklang mit all seinen Partnern und –innen, seine Evolutionsbiologie versteht, dadurch zu dem Steht was er ist und dadurch weiß, dass der Busen (biologisch betrachtet) als Nahrungsquelle für den Nachwuchs entstand und dass es komplett gleichgültig ist wie dieser Busen aussieht so lange die Säuglinge genährt werden können.
Eine akzeptabel logische Erklärung erbringen Larry Young, Professor für neurowissenschaftliche Verhaltensforschung an der Emory University in Atlanta und Brian R. Alexander, Wissenschaftsjournalist. „Beim Stillen des Säuglings wird Oxytocin, das die Mutter-Kind-Bindung fördert, ausgeschüttet. Sexuelle Begeisterung finden Brüste nur bei humanoiden männlichen Säugern. Außerdem sind humanoide Männchen die einzige Spezies, die weibliche Brüste während ihrer Sexualität lustvoll berühren gar oral stimulieren. Zudem habe die Osytocin-Ausschüttung noch jenen Effekt, dass auf das Drängen des Babys hin, sich die Mutter ganz auf ihr Kind konzentriere und sich so hin mit „der wichtigsten Sache der Welt“ beschäftige.

Besonders ältere Männer, die noch immer im Busen-Wahn leben und dadurch Frauen verängstigen, sind gewiss ein Fall für Freuds Couch, denn den Knacks, ständig über Titten quatschen zu müssen und sich noch dazu ständig bemüßigt zu fühlen Titten zu benoten, findet man garantiert (auch) im Kindesalter.

Unsere Empfehlung für …
… notorische Geilspitze: Dank euch müssen Männer zur Sippenhaftung antreten. Das geht nur gut, so lange eure Plumpheit von euren Artgenossen geduldet wird.
… Quartals-Singles: Ändert eure Strategie, ändert euer Benehmen, ändert eure Denkweise. Wie ihr unschwer erkennt, tretet ihr mit der ollen Strategie am Stand.
… Beziehungsunfähige: Und ihr wundert euch, dass ihr single seid? Es gibt Männer, die harmonieren mit einer oder mit mehreren Frauen und ihr nicht mal mit einer? 
… single Männer: Investiert lieber in einen Benimmkurs der euch salonfähige Konversation lehrt, denn die guten Parkplätze bleiben nicht lange unbesetzt.


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