Handtaschenhund v.s. Fischbesitzer


Hunde in Handtäschchen sind nicht selten Fallen für Fettnäpfchen. Wenn man einem solchen begegnet, sollte man sich Sätze verkneifen wie:
»Moi der arme Hund, hat er sich die Beine gebrochen?«
»Das ist aber klug von Ihnen, dadurch kann der Hund ja gar nicht zertreten werden.«
»Sie sind aber eine tolle Tierliebhaberin, dass Sie mit ihrem Hamster ausgehen.«
Doch was soll man tun, wenn man sich bezüglich des eigenen Humors, der für unbeteiligte Passanten mehr als amüsant doch für den Hundehalter mehr als nur tiefschwarz ist, etwas zügeln will?
Am leichtesten fällt es, sich eine vorlaute Aussage zu verkneifen, wenn man sich einfach denkt, dass der Hund in der Handtasche ein gerettetes Wesen ist oder gar aus dem Tierschutzhaus geholt wurde. Natürlich ist das ein psychologischer Trick mit dem sich die eigene Stereotype gut über’s Ohr hauen lässt. Doch was wäre, wenn der Handtaschenhund tatsächlich aus dem Tierschutzhaus stammt, gerettet wurde oder ein neues Zuhause bekam bei der Lady, die das Tier jetzt im Täschchen spazieren trägt? Aus dieser Sichtweise macht sogar der schwärzeste Humor keinen Spaß mehr nicht wahr?

So. Das war es jetzt zum Thema, wie man sich selber hinsichtlich seines Humors zügelt. Da solche Handtaschenfiffys (außer Frage, ganz süße Tiere) in den meisten Fällen keine geretteten Adoptivhunde sind, darf man sich also nur ruhig den Spaß mit all seinen Facetten gönnen.

Um die Phantasie anzuregen, folgendes Ereignis, als wir kürzlich in Wien waren um in einem Cafe den veganen Kuchen und Kaffee mit alternativer Milch zu testen. Wir nehmen im Freien Platz – das Wetter war einfach zu herrlich. Am Tisch gegenüber saß eine junge Frau, adrett gekleidet, Make-Up sitzt, Schuhe glänzen, einen Hund am Ende einer mit Strasssteinchen besetzten Leine – der vermutlich ein Zwerg-Mops war. Dieser Mops sitzt also unter dem Stuhl seines Frauchens und leckt sich genüsslich die Eier. Der Kellner, dem der Mops nicht entging, richtete das Wort „Möchte Ihr Hund eine Wasserschüssel?“ an die Hundehalterin, die dankend zusagte. Anschließend griff sie unter ihren Stuhl, hob den Mops hervor, hielt diesen auf Höhe ihres Gesichts und äußerte in Knuddelsprache: „Nah Jasper, jetzt bekommst du ein leckeres Wasser.“ Der Hund wedelt, windet sich, wedelt noch stärker, windet sich wedelnd als würde er zeitgleich in der Luft schwimmen. „Ja, Mama liebt dich.“ Der Hund wedelt wie von Sinnen. Versucht mit seiner Zunge sein Frauchen zu erreichen. „Joaaahh, du bist ein lieber Jasper.“ Und da geschah es! Pfuideibl-Schlabberlott! Jasper, der sich wenige Minuten zuvor noch die Eier leckte, … .

Es hat halt nicht jeder Hundehalter einen Balto oder einen Hachikō. Auch ein Jasper, Casper oder wie solch ein Wesen noch heißen mag, hat etwas Besonders, nämlich die Ausstattung bedingungslos zu lieben. Dass er sich halt kurz vor der „Zunge-Gastroskopie mit Frauchen“ die Eier leckte interessiert dieses, aus Liebe zu seinem Frauchen voller Freude übersprudelndes, das Sein praktizierende Wesen gewiss nicht. Man sah ihm also die ganze Zuneigung an, die sein Frauchen bei ihm durch ihre Zuwendung auslöste. Uns bereitete die Beobachtung, dieses vor Freude sprudelnden Wesens, pure Freude. Da war es auch schon. Das Offensichtliche. Einfach nur „Sein“. Lieben. Integer und Bedingungslos.

Ein Hund ist also nicht für jeden Menschen passend. Wer mit Integrität und bedingungsloser Zuneigung nichts anzufangen weiß, der hat sich wohl schon längst eine Katze aufgehalst und zeitgleich Zierfische gekauft als stummes Accessoire fürs traute oder wohl eher fürs triste Eigenheim, für die kleine heile Welt in der alles in Ordnung zu sein scheint – die eigenen Unzulänglichkeiten kann dieser Typus-Mensch gut ignorieren, gar legitimieren und dafür argumentieren. „Fische beruhigen mich“ – darauf könnte man doch glatt folgenden Gedanken Rausbrüllen: „Klar du Vollpfosten! Frag doch mal die Fische wie’s denen geht, wenn sie dir täglich in die Fresse schielen müssen aus einem halben Kubikmeter Lebensraum mit Vergrößerungsglaseffekt, degradiert zum lebenden Raumteiler“.

Wer nun unwillkürlich feststellt, dass das Kaufen von lebenden Tieren einen herben Nachgeschmack hat, der wird so falsch nicht liegen. Es entbehrt jedem gutem Geschmack, ein Tier zu erwerben, das aus seinem natürlichen Lebensraum entfernt wurde um als Wohnungsdekoration sein Dasein zu fristen. In wenigen Kubikmetern. Bis ans Ende gefangen. Noch schräger wird es, wenn sich der Käufer auch noch als Tierliebhaber ausgibt. Wenn das nicht von einer tiefen Störung im Oberstübchen zeugt!? Absolut verwerflich. Wundert uns nicht, wundert euch nicht, wundert niemanden. Typisch Mensch.

Wenn also unbedingt ein Tier her muss, dann auf keinen Fall eines, das nur zwecks Geldmacherei angeboten wurde. Wir sind ja nicht auf dem Sklavenmarkt! Ebenso wenig sollte man sich Tiere zulegen, wenn man weiß, dass es ihnen in ihrer natürlichen Lebensumgebung besser ginge als wenn sie ihr Dasein als Wohnungsaufputz birgen müssen! Dass Tiere gegen Geld angeboten werden ist logisch – Menschen eben. Solche Leute würden sogar die eigene Mutter an den Teufel verkaufen, wenn sie wüssten, dass dieser fünf Euro für sie springen lassen würde – was er aber nicht macht weil er sich die Truller sowieso holen wird, natürlich wegen ihrem geldgierigen Zögling, der durch ihre Erziehung derart missraten wurde.

Mit einer etwas selbstsüchtigen Sichtweise (in Form eines Zitates) von Franz von Assisi beenden wir diesen Artikel und wünschen uns, dass zur alljährlich wiederkehrenden Urlaubssaison nicht wieder Haustiere ausgesetzt werden weil die liebe Familie in den Urlaub möchte.
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